Liebe Gartenfreund*innen,
wer schon öfters unseren Garten-Blog besucht hat, kennt sicherlich auch „Servus“ von unserem sympathischen Gartenfreund Michi aus Österreich. Er ist nicht nur Gartenexperte, sondern auch Pflanzenfreund und verantwortungsvoller Gartenbesitzer mit Tiefgang!
Welches beeindruckende Projekt er seit Jahren mit großem Engagement umsetzt, werdet ihr hier im Anschluss lesen können! Wir fanden es so bemerkenswert, dass wir ihn gebeten haben, darüber zu berichten:
Sicher habt ihr euch bei der gewählten Überschrift gewundert: „Hibakujumoku“ – dieser Begriff hat eine bemerkenswerte Bedeutung. Es ist der japanische Begriff, der sich auf die Bäume bezieht, die die 1945 abgeworfene Atombombe in Hiroshima – unglaublicherweise – überlebt haben. (Hibaku: bombardiert, Jumoku: Bäume)
Was unser Gartenfreund Michi damit zu tun hat, ihr werdet beeindruckt sein:
Pflanzen mit Geschichte von M. Kosch
Als Pflanzensammler ist es bei der Vielfalt an Angeboten immer eine Achterbahn der Entscheidungen, seiner „Will haben“ Leidenschaft nachzugehen. Ob Sukkulente, Orchideen, Kakteen, Alpenpflanzen …, jede Pflanzenart/-gruppe hat seinen eigenen Reiz.
Nach vielen Sammelstationen in meinem gärtnerischen Leben (hab ich noch ein anderes?), landete ich unter anderem bei historischen Gewächsen und Pflanzen mit Geschichte.
Vor Jahren stieß ich im www.-Katalog auf Pflanzen die den ersten Atombomben Angriff 1945 in Hiroshima überlebten. Fasziniert von diesem Wunder der Natur, meldete sich das „Will Haben“ Gen wieder und ich begann zu recherchieren.
Tatsächlich überlebten 55 Pflanzen diese schreckliche Zeit. Man kann sagen, dass ihre Standorte direkt im Zentrum der Zerstörung lagen! Eine Hängeweide (Salix babylonica) stand nur 370 m und eine Hakenlilie(Crinum) war auch nur 2200 m vom Einschlagzentrum entfernt. Eine verbrannte Knolle, die wieder austrieb, wurde dort von einem ehemaligen Soldaten gefunden, mitgenommen und bei sich zu Hause aufgezogen und 1969 dem Peace Memorial Park in Hiroshima übergeben.
2011 wurde die „Green Legacy Hiroshima (GLH) Initiative“ von den zwei Freunden Nassrine Azimi und Tomoko Watanabe gegründet. Ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sammeln nun jährlich das Saatgut von diesen Bäumen, welches zur Lagerung und Versand an den Botanischen Garten vor Ort übergeben wird.
Nach Stunden der Suche fand ich die Homepage der „Green Legacy Hiroshima (GLH) Initiative (https://glh.unitar.org/en/countries/AUT). Beeindruckt von dem ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder und den Zielen dieser Initiative, welche durch Pflanzen vermittelt wird, durchstöberte ich die informativen Seiten. Dass es sich um eine wirklich besondere Initiative handelt, zeigt der Umstand, dass diese unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen UNITAR arbeitet.
Derzeit sind 36 Länder weltweit mit 119 Partnern, in dieser Initiative aktiv.
Meine Freude wurde gedämpft, als ich mir die einzelnen Partner näher betrachtete. Universitäten, pflanzliche Versuchsanstalten, Botanische Gärten und Städte waren die Partner, die mit diesen speziellen Pflanzen weltweit Zeichen für Frieden und ein atomwaffenfreies Zeitalter setzten.
Keine Privatperson war zu finden! Würde auch ich Saatgut aus Hiroshima erhalten? Alle meine Englisch Kenntnisse wurden ausgegraben und in einem etwas längeren Email stellte ich mich vor und bat um Saatgut von einem Ginkgo. Umso größer war meine Freude als ein Päckchen mit Samen mehrerer Gattungen 2016 aus Hiroshima einlangte. Gleich gepflanzt wartete ich dann ungeduldig auf die Keimung.
Ginkgo, Kakipflaume (Diospyroskaki ) und Chinesischer Zürgelbaum (Celtissinensis) keimten.
Nach einem unnatürlichen Winter hatte ich einige Ausfälle zu beklagen, jedoch wuchsen mehrere Exemplare bis heute zu ca. 2 m hohen Pflanzen, welche bei mir in Container stehen.
Dem Sinn der GLH Initiative folgend – unter anderem müssen die Bäume öffentlich zugänglich sein -,wurde die erste Pflanze in Österreich, ein Ginkgo 2019 anlässlich der Geburtstagsfeier S. H. Dalai Lama, im Tibetzentrum Austria (https://glh.unitar.org/en/countries/AUT/page3) in Hüttenberg (Kärnten) ausgepflanzt.
Je eine Pflanze der oben genannten Gattungen wurde heuer im Oktober in der Gemeinde Pörtschach am Wörthersee (https://poertschach.gv.at/) im Landschaftsschutzgebiet ausgepflanzt. Weitere Standorte werden noch folgen.
Die Freude über diese Pflanzen ist noch immer ungetrübt und sie wurden meine „Schatzis“.
Die drei deutschen Partnerstädte sind auf der Homepage der GLH angeführt.