Wer kennt den Beruf des ZEIDLERS ?
Der uralte Begriff des Zeidlers beschreibt einen besonderen Beruf, der sich im frühen Mittelalter gebildet hatte. Ein Zeidler (oder Zeitler) hatte die Aufgabe Honig zu sammeln. Er sammelte den Honig von wilden oder halbwilden Bienenvölkern im Wald oder auf waldnahen Gebieten. Seinen Lebensunterhalt verdiente ein Zeidler durch den Verkauf des Honigs und auch durch den Verkauf von Wachs. Wachs wurde für Kerzen und auch für medizinische Zwecke verwendet. Eine weitere Einnahmequelle war der Verkauf von Honigwachs an Klöster oder Fürstenhäuser, die die Wachstafeln zum Beschreiben als Vorentwurf für Texte verwendeten, da Pergament sehr teuer und Papier noch nicht erfunden war.
Der Garten eines Zeidlers beherbergte meistens aus Weiden geflochtene und mit Stroh ummantelte Bienenkörbe oder auch ausgehöhlte Baumstämme, die mit wilden Bienenstämmen vom Zeidler besiedelt wurden. So sicherte sich der Zeidler neben den wilden Bienenvölkern in Waldgebieten eine zusätzliche Einnahmequelle nahe seiner Wohnstätte. Dementsprechend lag dem Zeidler auch am Herzen genügend Bienennahrung in seinem Garten anzusiedeln: Insektennahrung vom frühen bis zum späten Jahr.
Das Berufsbild des Zeidlers finden wir in unserer Zeit nun nicht mehr. Dafür erscheint der Gedanke der insektenfreundlichen Bepflanzung, die möglichst durchgängig und lange andauernd Nahrungsangebote bieten sollte, auch für unsere Gartengestaltung wichtig und sehr aktuell zu sein.
Wir wissen heutzutage, wie wichtig die Insektenbestäubung für fast alle Wild- und Kulturpflanzen ist.
Durch die fleißigen Insekten wird gesichert, dass die Pflanzenwelt auch in ihrer Vielfältigkeit fort besteht und es weiterhin Lebensräume für zahlreiche Lebewesen gibt.
Tatsache ist, dass auch der Mensch ebenso grundlegend auf die Insekten angewiesen ist:
Von ca. 100 häufig angebauten Kulturpflanzen werden über 90 Prozent durch Insekten bestäubt. Ohne die Insekten bzw. ohne die Bestäubung würde es richtig problematisch für uns Menschen in der Nahrungsmittelversorgung werden.
Wissenschaftliche Modellrechnungen gehen davon aus, dass ohne die Bestäuber ein Ernteeinbruch um 90 Prozent zu befürchten wäre. Dementsprechend kann das Vorkommen von Bienen/Hummeln oder Schmetterlingen nicht hoch genug in ihrer Bedeutung eingeschätzt werden. In den Industrieregionen Europas wird der Bestandrückgang der Schmetterlings- und Wildbienenpopulationen auf über 30 Prozent bewertet. Besorgniserregend! Hauptgrund dafür ist der Verlust von Nahrungsquellen und Nistplätzen, der Einsatz von insektenschädigenden Substanzen.
Grund genug, dass sich jeder Gartenbesitzer in seinem Umfeld Gedanken dazu macht bzw. dafür Sorge trägt, geeignete Unterschlupfmöglichkeiten, ein gesundes Ökosystem und ein durchgängiges Nahrungsangebot (abwechselnde, durchgängige Pflanzenblütezeiten!) für die Insekten zu schaffen. Der Beruf des Zeidlers und seine Gestaltung mit insektenfreundlichen Pflanzen bzw. einem möglichst durchgängigen Nahrungsangebot kann für uns Anregung und Vorbild sein.
In einem nächsten Blogbeitrag könnt ihr konkrete Tipps für einen insektenfreundlichen Garten finden!
Konkrete Pflanzvorschläge sind auch auf einem früheren Blogbeitrag zu finden: www.meingartenglueck.de/pflanzenfreude-im-april/